In diesem Tutorial möchte ich Ihnen zeigen, wie ich mit Darktable (Version 2.0) ein richtig belichtetes Foto, dass kein Rauschen aufweist (ISO 100 bis ca. ISO 800) entwickel.

 

Übersicht zum Post-Processing Workflow mit Darktable

  1. Darktable Vorgaben übernehmen (Schärfen, Drehung, Basiskurve)

  2. Belichtung anpassen (Modul Belichtung)

  3. Farbtemperatur anpassen (Modul Weißabgleich)

  4. Schatten und Spritzlichter anpassen (Modul Schatten und Spitzlichter)

  5. Nachschärfen durch lokalen Kontrast (Modul Equalizter)

  6. Sättigung erhöhen (Modul Velvia)

  7. Objektivverzerrung, Randabdunklung und  chromatische Aberration beheben (Modul Objektivkorrektur)

  8. Optional Flecken und/oder Totpixel entfernen (Modul Fleckentfernung, Modul Tote Pixel)

  9. Horizont begradigen, Foto zuschneiden, Perspektive korrigieren (Modul Zuschneiden und drehen)

 

Wann ist ein Foto richtig belichtet?

Bei mein nicht ganz richtig belichteten Tageslichttoto gibt es keine "ausgewaschenen" oder detaillosen Spitzlichter, also ist noch Zeichnung im Himmel vorhanden. Ein richtig belichtetes Foto weist helle Töne auf, die auch sehr hell sein können, ebenso wie dunkle Töne, die natürlich auch sehr dunkel sein können, aber in den Schatten Bereichen sind immer noch Details erkennbar. Ganz schwarze Bereiche ohne Zeichnung gibt es überhaupt nicht.

Das richtig belichtete Foto erkennt man im Histogramm daran, dass auf der rechten und linken Seite kein voll flächiger Kontakt vorhanden ist. Das Foto ist also nicht unter- und überbelichtet. Schauen wir uns mal das folgende Beispielfoto und entsprechende Histogramm von der unbearbeiteten RAW Datei an.

 

Abb.: Histogramm

Bei dem Beispielfoto ist der Berg im Histogramm nicht ganz mittig, daher ist das Foto etwas zu dunkel. Es liegt aber weder an der rechten, noch an der linken Seite vom Histogramm an. Es sind also keine Details verloren gegangen.Wie Sie auch dem Histogramm entnehmen können wurde es mit einer Belichtungszeit von 1/125 Sekunde mit Blende 11 und einem ISO 100 aufgenommen. Es ist also eine typische Tageslichtaufnahme aus der Hand ohne Bildrauschen.

Das unbearbeitet Foto wirkt etwas blass und traurig. Das wollen wir jetzt ändern!

 

 

Wie entwickel ich ein Tageslichtfoto richtig?

1. Darktable Vorgaben übernehmen

Ich gehe davon aus, dass Sie Darktable mit der Standardkonfiguration benutzen. Nach dem Sie im Lichttisch Modus einen Doppelklick auf Ihrem Foto gemacht haben, wechselt Darktable in den Dunkelkammer Modus. Darktable führt bei neuen RAW Daten automatisch die ersten Schritte aus, die Sie auch nach Ihren wünschen konfigurieren können.

Bei mir wird zuerst eine leichte Schärfung ausgeführt, dann wird das Foto gedreht (falls Hochformataufnahme) und dann die Basiskurve angewendet.

Abb.: Darktable Verlausstack

Bei mir wird die Basiskurve Canon EOS-artig verwendet. Probieren Sie ruhig auch mal eine andere Basiskurve aus, indem Sie im Modul Basiskurve eine andere Voreinstellung auswählen.

Abb.: Modul Basiskurve

Das Foto und Histogramm sieht jetzt schon besser aus, aber noch nicht perfekt.

 

 

2. Belichtung anpassen

Nach dem Darktable für uns die Basis vorgegeben hat geht es jetzt los mit dem Belichtungsmodul. Bitte starten Sie das Modul Belichtung und verändern die Belichtung und der Schwarzwert so, dass im Histogramm die rechte und linke Seite erreicht wird. Sie können das von Darktable auch automatisch durchführen lassen, indem Sie bei Abschneide-Schwellwert auf den weißen Pfeil nach rechts oben klicken. Der Schwellwert gibt dabei an viel Prozent abgeschnitten werden darf.

Abb.: Modul Belichtung
 

3. Farbtemperatur anpassen

Um mehr Stimmung in das Foto zu bekommen starten wir das Modul Weißabgleich. Mit dem Modul können Sie jetzt die Farbtemperatur und damit die Stimmung ändern. Als Standard wird der Weißabgleich von der Kamera übernommen. Der funktioniert im Auto Modus der Kamera recht gut. Für ein neutrales Foto können Sie daher den Wert von der Kamera übernehmen. Sollten Sie aber in der Kamera eine falsche Farbtemperatur eingegeben haben, dann können Sie das durch die RAW Datei und das Modul Weißabgleich hier bequem korrigieren. In einen JPEG wäre das z.B. nicht möglich.

Hier mal eine Übersichtstabellen für die Farbtemperaturen:


Farbtemperaturen von kalt nach warm

Kerze 1500K
Sonnenaugang und Sonnenuntergang 2000K
Glühlampe 40W 2600K
Glühlampe 60W, LED Lampe warmweiss 2700K
Glühlampe 100W 2800K
Hallogenlampe 3000K
Wolfram 3224K
Sonnenlicht morgens und abends 3500K
Fluoreszierend 3657K
LED kaltweiss 4000K
Mondschein 4120K
Leuchtstoffröhre (Kaltlicht) 4200K
Xenon Lampe 4500K-5000K
Leuchtstoffröhre (Warmlicht) 5000K
Morgensonne / Abendsonne 5000K
Tageslicht mit blauem Himmel 5300K
Dirchschnittliches Tageslicht am Nachmittag, Blitzlicht 5500-5600K
Mittagssonne, Bewölkung 5500-5800K
Blitzlicht, geschlossene Wolkendecke 6000K
Bedeckter Himmel, 6500-7500K
Tageslicht mit Motiv im Schatten 8000K
Nebel, starker Dunst, Schatten unter teils bewölktem Himmel 7500-8500K
Offene Schatten unter blauem Himmel 10000K
Klar, Blauer Himmel ohne Wolken, blaue Stunde 9000K-12000K

 

Das Foto wurde in der goldenen Stunde am späten Nachmittag gemacht. Ich habe mich daher für die manuelle Eingabe entschieden. Ich Wechsel dazu in den Voreinstellungen auf manuell setzen, klicke mit der rechten Maustaste auf Farbtemperatur und gebe 5700 ein und drücke die Enter Taste. Probieren Sie ruhig mal verschiedene Farbtemperaturen aus um die Wirkung zu erkennen.

Abb.: Modul Weißabgleich

 

 

 

4. Schatten und Spritzlichter anpassen

Links oben neben dem Turm sind noch deutliche Schatten und die Eingangstüre ist nicht gut zu erkennen. Das wollen wir jetzt optimieren. Starten Sie bitte das dazu das Modul Schatten und Spitzlichter.

Aktivieren Sie das Modul und passen Sie bei Bedarf die Werte für Schatten, Spitzlichter, Weißpunktanpassung usw. an. Übertreiben Sie es nicht mit den Werten, sonst wirkt das Foto schnell unnatürlich.

Abb.: Modul Schatten und Spitzlichter

 

5. Nachschärfen durch lokalen Kontrast

Jetzt verwenden wir das sehr mächtige Modul Equalizer um das Foto zu schärfen. Der Equalizer ist so umfangreich, dass man hierzu einen eigenen Artikel verfassen könnte. Videos zum Equalizer finden Sie im Artikel Darktable Schulungsvideos.

Ich möchte jetzt nur die Schärfe von der Schrift auf der Fahne und den Fenstern erhöhen. Mit dem Equalizer kann man die Schärfe abhängig von der Objektgröße anheben. Das macht man in dem man in der Karteikarte der Luminanz die Kurve anhebt. Eine Erhöhung der Kurve auf der linken ändert grobe Details, in der Mitte die mittleren und auf der rechten Seite die feinen Details. Auch über die Voreinstellungen können Sie die Schärfe anheben, aber nicht detailliert. Ich habe im Foto Objekte mit mittlerer Größe und hebe daher die Mitte an.

 

Abb.: Modul Equalizer
 
6. Sättigung erhöhen
Jetzt möchte ich noch die Sättigung erhöhen, damit die Backsteine schön rot im Sonnenschein leuchten. Dazu benutze ich das Modul Velvia. Die Kontrasterhöhung wäre auch mit dem Equalizer möglich, ich verwende aber lieber das Velvia Modul. Passen Sie die Stärke nach Ihren Bedürfnissen an.

 

Abb,: Modul Velvia

 

7. Objektivverzerrung, Randabdunklung und  chromatische Aberration beheben

Das Foto sieht jetzt schon sehr viel besser aus, als am Anfang. Sie können jetzt noch bei Bedarf eine Objektivkorrektur anwenden, Flecken entfernen, den Horizont begradiegen und das Foto zuschneiden. Ich empfehle Ihnen das Modul Zuschneiden und drehen möglichst immer am Ende einzusetzen, damit Sie von den vorherigen Aktionen einen Styl anlegen können und diesen auf mehrere Fotos anwenden können. Sie möchten ja schließlich jedes Foto beliebig zuschneiden und den Horizont Begradigen.

Wir aktivieren also das Modul Objektivkorrektur. Falls es die Kombinationen aus Ihrem Objektiv und der Kamera nicht gibt, dann können Sie das Projekt Lensfun unterstützen und Ihre Werte übermitteln. Weitere Infos dazu siehe http://lensfun.sourceforge.net/lenslist/

Ich empfehle Ihnen durch die Objektivkorrektur alles korrigieren zu lassen (siehe Abb.)

 

Abb.: Modul Objektivkorrektur

 

8. Flecken und/oder Totpixel entfernen

Da das Foto keine Langzeitbelichtung ist und der Sensor auch nicht heiß geworden ist gibt es bei diesem Foto keine Tot- oder Hotpixel. Wenn Sie mehrere Langzeitbelichtungen machen, dann entstehen oft Hotpixel die Sie als stark leuchtende Pixel in knall rot usw. erkennen. Mit dem Modul Tote Pixel können Sie diese Fehler aus dem Foto herausrechnen lassen.

Über das Modul Fleckenentfernung können Sie unschöne Flecken z.B. durch Staub auf dem Sensor entfernen. In meinen Motiv gibt es auf dem Steg im Vordergrund weiße Flecken, die ich demonstrativ entferne. Ich Zoome dazu den zu bearbeiten Bereich über das Mausrad ein und rufe das Modul Fleckenentfernung auf und klicke auf Kreis hinzufügen.

 

Abb.: Modul Fleckenentfernung

Anschließend klicke ich auf den Fleck im Foto. Es erscheint ein Kreis um den Fleck und ein Kreis mit einem Pfeil. Der Kreis mit dem Pfeil ist die Stelle von der kopiert wird. Verschieben Sie den Kreis mit dem Pfeil so lange bis Sie eine Stelle gefunden haben die geeignet ist. Manchmal kann durch die Kreise nicht gut sehen, ob der Farbton stimmt (zu dunkler oder zu heller Fleck). Ich schließe dann das Modul über den Pfeil rechts neben dem Modulsymbol. Ist die Fleckenentfernung nicht geglückt oder unvollständig, dann klappe ich wieder das Fleckenentfernungsmodul auf und korrigiere bzw. führe weitere Kreise analog wie oben beschrieben ein. Erst, wenn die Fleckenentfernung geglückt ist, mache ich bei Bedarf mit anderem Modulen weiter.

 

 

Hier nun das Endergebnis ohne Beschneidung und Horizontkorrektur

 

Vorher- / Nachher Show

Hier nun zum direkten Vergleich das RAW Foto ohne Bearbeitung und das mit Darktable bearbeitete

 

Verbesserungsvorschläge zum Workflow sind herzlich willkommen.

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