In diesem Tutorial möchte ich Ihnen zeigen, wie ich mit Darktable Version 2.4.X ein HDR Foto entwickelt.

 

Was ist ein HDR / LDR Foto?

Die Abkürzung HDR steht für  High Dynamic Range, also ein sehr kontrastreiches Foto. Digitale Bilder mit geringem Dynamikumfang werden LDR-Bilder (Low Dynamic Range) bezeichnet. Aktuelle Digitalkamera können Bilder nur mit einem eingeschränkten Dynamikumfang aufnehmen. Wenn der Dynamikumfang der Szene größer ist, als die Kamera aufnehmen kann, dann wird ein Teil der Bildinformationen abgeschnitten. Ein Typisches Beispiel sind Aufnahmen in einer Wohnung bei Sonnenschein. Wenn die Belichtung auf den Wohnraum abgestimmt ist, dann ist das was durch ein Fenster sieht vollkommen überbelichtet. Im Extremfall sieht man im Fenster nur ganz helle Silhouetten. Man kann das Problem mit einem HDR Foto beheben.

 

Wie erstelle ich ein HDR Foto?

Für ein HDR Foto werden zwei oder mehr Fotos mit unterschiedlichen Belichtungszeit von exakt ein und der selben Szene gemacht. Man kann also ein HDR Foto nur von einem unbewegten Objekt mit Hilfe eines Statives machen. Mit einigen modernen Kameras kann man zwar HDR Fotos auch aus der Hand machen, aber hier kann man meistens keine RAW Daten abspeichern.

Die Anzahl der notwendigen Bilder aus der Belichtungsreihe hängt vom Kontrastumfang ab. Meistens reich 2-3 Bilder aus. Bei unserem Beispiel wurde direkt in die kräftig scheinende Sonne fotografiert.

 

 Belichtungsreihe mit 3 Aufnahmen

Unterbelichtetes Foto (- 2,5 EV)

Normal belichtetes Foto (0EV)

Überbelichtetes Foto (+2,5 EV)

 

In dem HDR Workflow werden wir die folgenden Schritte durchführen:

  1. HDR RAW Datei erstellen
  2. RAW Verarbeitung
  3. Ausbalancierung vom Licht
  4. Belichtungsoptimierung
  5. Kontrast und Farbanpassung, Detail-, Texturverbesserung
  6. Schärfen und Rauschreduzierung
  7. Beschneiden, Geometriekorrektur und Fleckentfernung

 

HDR RAW Datei erstellen

Als erstes werden wir aus den zwei oder drei RAW Fotos eine HDR RAW Datei erstellen. Selektieren Sie dazu im Leuttisch Modus die zwei bzw. drei Dateien aus der Belichtungsreihe und klicken dann im Dialog "ausgewählte Bilder" auf der rechten Seite auf HDR erzeugen. Die drei RAW Dateien werden zu einer DNG RAW verschmolzen und in die Datenbank eingefügt. Sie erkennen die Datei daran, dass vor dem Suffix ein HDR im Dateinamen auftaucht.

 

Das Ergebnis sieht erst mal unspektakulär und oft zu dunkel aus. Die HDR Datei enthält aber mehr Bildinformationen, als das unterbelichtete Foto aus der Belichtungsreihe.

 

 

RAW Verarbeitung

  • Fusion der Basiskurven
    Machen Sie auf die HDR DNG Datei einen Doppelklick um in den Entwicklungsmodus zu kommen. Öffnen Sie das Darktable Modul Basiskurve. Unter Fusion stellen Sie "zwei Belichtungen" bzw. "drei Belichtungen" ein. Durch die Aktivierung der Fusion gibt es im Dialog zwei zusätzliche Regler (Belichtungsanpassung & Belichtungstendenz). Stellen Sie die Belichtungstendenz und Belichtungsanpassung so ein, dass das Bild heller wird, aber Elemente im Himmel nicht verloren gehen. Das Bild darf weiterhin dunkle Bereiche enthalten. Das Feintunig machen wir später.
  • Aktivieren Sie das Modul Chromatische Aberration
  • Aktivieren Sie das Modul Objektivkorrektur

Bei dem Verlauf kann es sein, dass zwei mal die Basiskurve auftaucht, das ist nicht schlimm. Der Verlauf sollte jetzt wie folgt aussehen:

 

 

Ausbalancierung vom Licht

Wie man an den folgenden Histogramm erkennen kann ist das Histogramm fast vollständig gefüllt. Die HDR Datei enthält also eine Menge Bildinformationen, die wir komprimieren müssen.

  • Aktivieren Sie das Modul globales Tonemapping. Wie Sie an der Änderung des Histogramms erkennen können komprimiert das Tonemapping den Dynamikumfangs und das Bild wird heller.
  • Aktivieren Sie das Modul Schatten und Spitzlicher. Ändern Sie bei Bedarf die Werte für die Schatten und Spitzlichter so, dass die dunklen und hellen Bereich erkennbar sind.

 

 

Belichtungsoptimierung

Sollte das Foto nach dem Aus­ba­lan­cie­ren vom Licht noch nicht gut genug sein, können Sie mit den folgenden Modulen nachhelfen:

Bei dem Beispiel kann die Sonne nicht richtig belichtet werden, daher ist die ausgebrannt. Um das etwas schöner zu machen aktiviere ich die Farbrekonstruktion.

 

Kontrast und Farbanpassung, Detail-, Texturverbesserung

Jetzt kümmern wir uns um die Farben und den Kontrast

  • Aktivieren Sie das Modul Kontrast Helligkeit Sättigung und stellen den Sättigungswert nach Ihrem Geschmack ein. Übertreiben Sie es mit der Sättigung nicht, sonst wirkt das Foto unnatürlich. Alternativ zum Kontrast Helligkeit Sättigung Modul können Sie auch das Modul Velvia verwenden und die Stärke entsprechend einstellen.
  • Falls Ihnen die Farbtemperatur nicht gefällt, dann aktivieren Sie das Modul Weißabgleich und passen die Farbtemperatur nach Ihren Wünschen an. Ein höher Wert bringt mehr Gelb ins Bild, ein niedriger Wert mehr Blau.
  • Da mir bei dem Beispiel der Himmel nicht blau genug ist, aktiviere ich das Modul Farb-Lookup-Tabelle, erstelle über den color picker ein Farbfeld vom Himmel, reduziert die Helligkeit vom Himmelblau und erhöhe die Sättigung.
  • Das Beispiel wirkt so als wäre etwas Dunst vorhanden, ich aktiviere als noch das Modul Dunstentfernung und entferne ganz leicht den Dunst.

 

 

Schärfen und Rauschreduzierung

Das Foto wird durch Erhöhung vom Kantenkontrast noch nachgeschärft. Bei Bedarf können Sie auch noch eventuell vorhandenes Rauschen reduzieren.

  • Aktivieren Sie das Equalizer Modul und öffnen die Registerkarte Luminanz. Mit gedrückt gehaltener Maustaste können Sie die Kurve anheben und den Kantenkontrast erhöhen. Auf der linken Seite sind die groben Elemente und auf der rechten Seite die feinen. Mit einem Rechtsklick in das Diagramm können Sie vorgefertigten Profile aufrufen. Ich hebe meistens die Kurve in der Mitte um ein halbes Kästchen an.
  • Mit dem Equalizer können Sie auch entrauschen, in dem Sie die untere Luminanzkurve von links nach rechts anheben. Auch hier hilft die rechte Maustaste mit den vorgefertigten Profilen.

Der Verlauf sollte jetzt wie folgt aussehen:

 

Beschneiden, Geometriekorrektur und Fleckentfernung

Da das Korrigieren vom Horizont, der Beschnitt und eventuell die Fleckentfernung bei jedem Bild anders sein kann, wird dies zum Schluss gemacht. Das Beispielbild wirkt ganz leicht nach rechts gekippt. Dies habe ich korrigiert. Ein Beschnitt war nicht notwendig.

  • Aktivieren Sie das Modul Zuschneiden und drehen, korrigieren Sie die Ausrichtung vom Bild und schneiden es nach Ihren Bedürfnissen zu.
  • Falls das Bild Flecken durch z.B. Sensorschmutz enthält, dann können Sie das mit dem Modul Fleckentfernung entfernen. Beim Beispiel wurde oben links Schmutz entfernt.

 

Vorher- / Nachher Show

(Das bewegen des Mauszeigers über das Bild bzw. aus dem Bild ändert die Ansicht)

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